Der deutsche Aphoristiker Fred Ammon sagte einst: „Es ist nicht alles Recht, was im Gesetzbuch steht“ und dem kann ich nur beipflichten.
Recht ist viel mehr als der Paragraphendschungel, durch den wir uns in unserem Beruf tagtäglich kämpfen. Recht ist auch der Mensch, der hinter einem Rechtsproblem oder einer Rechtsfrage steht – seine/ihre persönlichen Hintergründe und Beweggründe.
Die individuelle Rechtsberatung, das Eingehen auf den Mandanten und das Erkennen seiner Bedürfnisse stehen in keinem Gesetzbuch. Doch gerade das ist in unserem Beruf wesentlich, um für jeden Mandanten das Beste herauszuholen, seinen persönlichen Wünschen rechtliches Gehör zu verschaffen und diesen zu entsprechen.
Jeder Mandant ist individuell und jeder zufriedene Mandant für mich ein persönlicher Erfolg, der diesen Beruf für mich so erfüllend macht.
Wie bist du zum Jusstudium gekommen?
Recht und Gesetz haben mich schon als Jugendliche sehr interessiert und ich war immer fasziniert von taffen Rechtsanwältinnen, die für ihre Mandanten vor Gericht kämpfen und sich in dieser „Männerdomäne“ durchsetzen.
Auch im Zuhören bin ich gut, sagt man mir immer wieder. Irgendwann ist mir dann aufgefallen, dass sich immer mehr Menschen an mich wenden, um mit mir gemeinsam zu versuchen, ihre Probleme und Konflikte zu lösen. Und ich merkte, dass mir das Spaß macht und es mich erfüllt, gemeinsam einen Weg zu finden und damit sein Gegenüber glücklich zu machen.
Also dachte ich mir nach meiner Matura, „schau, versuch es mal mit Jus, das probierst jetzt mal und dann siehst eh, ob es was für dich ist oder nicht“. Und das war letzten Endes die richtige Entscheidung.
Neben meinem Studium habe ich in verschiedenen Rechtsbereichen gearbeitet, um für mich herausrauszufinden, was denn das Richtige für mich sein könnte. 2016 habe ich vorerst als Assistentin in unserer Kanzlei den Weg in die Anwaltsbranche gewagt. Nach dem Studium und dem Gerichtsjahr bekam ich dann das Angebot, als Rechtsanwaltsanwärterin wieder ins Team einzusteigen. Dieses Angebot habe ich natürlich genutzt und bin froh, mich für diesen Weg entschieden zu haben.
Was magst du besonders an deiner Arbeit?
Die Vielfältigkeit und auch Herausforderung des Berufes. Man ist tagtäglich mit immer wieder neuen Rechtsproblemen aus verschiedensten Rechtsbereichen konfrontiert.
Hinter all dem steht jedoch in erster Linie der Mandant, dessen Vorstellungen und Wünsche man versucht bestmöglich umzusetzen. Der Beruf des Rechtsanwalts/der Rechtsanwältin beinhaltet, gemeinsam mit dem Mandanten einen rechtlich abgesicherten Weg zu einem speziellen Ziel zu finden, wobei dieses Ziel natürlich sehr vielfältig sein kann.
Für jeden Mandanten die passende individuelle Lösung zu finden und ihn dabei zu unterstützen, seine Wünsche zu erfüllen, ist ein tolles Gefühl und zeigt mir jeden Tag aufs Neue, dass der Beruf der Rechtsanwältin ein erstrebenswerter Beruf ist.
Und was tust du am liebsten abseits der Arbeit?
Meine freie Zeit verbringe ich überwiegend mit meiner Familie und meinen Freunden und in der Natur. Da ich ein sehr tierlieber Mensch bin, bin ich gerne mit unseren Hunden in der Natur unterwegs. Die Natur gibt mir Kraft und erdet mich.
Ich liebe es auch, zu reisen und neue Kulturen und Orte auf dieser Welt zu entdecken. Dieses Privileg wurde leider durch die aktuelle Corona-Situation sehr eingeschränkt, jedoch bin ich zuversichtlich, dass auch dies bald vorüber sein wird und man wieder frei die verschiedensten schönen Orte und Plätze der Welt entdecken kann.
Oft hört man: Neben dem Beruf als Rechtsanwältin ist ein Privatleben überhaupt nicht möglich – stimmt das aus deiner Sicht?
Natürlich ist es ein Beruf mit einer hohen Arbeitsbelastung und viel Verantwortung. Gerade am Anfang der Ausbildung kann dieser Beruf besonders herausfordernd sein. Ich denke jedoch nicht, dass das zwingend bedeutet, dass ein Privatleben überhaupt nicht möglich ist, im Gegenteil.
Die heutige bereits sehr fortgeschrittene Technologie ermöglicht es Rechtsanwälten und Rechtsanwältinnen, sich die Arbeitszeiten individueller einzuteilen. In unserem Beruf geht es primär um das Ziel/das Endprodukt für den Mandanten. Die zeitgerechte Erledigung der Aufgaben ist aus meiner Sicht hauptsächlich eine Sache guter Organisation und Einteilung.
Diverse online Rechtsdatenbanken erlauben es uns, auch digital rechtliche Fragen zu recherchieren und Lösungen zu erarbeiten. Durch den elektronischen Rechtsverkehr kann ich zu jeder Zeit Schriftsätze bei Gericht einbringen oder Gerichtspost abfragen. Für einige Verfahrensarten ist es sogar inzwischen möglich, elektronisch in den Akt des jeweiligen Gerichtes einzusehen und den Stand der Dinge digital zu erheben.
Dieser technische Fortschritt trägt natürlich sehr viel dazu bei, eine gewisse Flexibilität in den Beruf zu bringen und sich auch die eigene Arbeitszeit freier einteilen zu können.